
Signalstörung bei WhatsApp
Meta meint es gut mit mir – sagt Meta.
„The world is a hoax. The system is a lie. Our democracy is a façade.“
— Elliot Alderson, Mr. Robot
2025 fühlt sich an wie ein schlechter Sci-Fi-Film: Tech-Milliardäre posieren als Freiheitskämpfer, während sie in Wirklichkeit an einem Monopol auf Meinung, Kommunikation und Lebensstil arbeiten. In den USA liefern sich Musk, Zuckerberg & Co. ein gefährliches Spiel mit der Öffentlichkeit. Zensur durch Monetarisierung. Datenschutz als Börsenspekulation. Dezentralisierung – nur wenn’s ins Markenbild passt.
Mittendrin: WhatsApp. Die einst sympathische App ist längst zum Rädchen im Meta-Konzern mutiert – ein Paradebeispiel dafür, wie Vertrauen gegen Werbeeinnahmen getauscht wird. Klar, die Chats sind „Ende-zu-Ende-verschlüsselt“. Aber was bringt das, wenn Metadaten gesammelt, Kontakte gescannt und das Nutzerverhalten minutiös ausgewertet wird?
1984 ist jetzt. Immer noch.
Was den Ausschlag gab? Ein Gespräch. Oder besser: das, was danach geschah. Am Rande der diesjährigen re:publica in Berlin – offline, Angesicht zu Angesicht, Handy aus. Thema: Datenschutz und sichere Alternativen zu WhatsApp.
Zwei Tage später poppt eine Nachricht auf. Sinngemäß: „Deine Gespräche sind natürlich verschlüsselt. Niemand kann sie lesen.“ Kein Kontext. Kein Anlass. Nur diese Nachricht. Als wäre sie mitgehört worden. Kurz darauf: Werbeanzeigen auf Instagram – mit ähnlichen Inhalt. Zufall? Vielleicht. Oder ein Stück weit kognitive Verzerrung. Aber für mich war klar: Ich bin raus.
„So long, and thanks for all the fish.“
– Die Delphine, Per Anhalter durch die Galaxis
WhatsApp war schön mit dir. Meistens. Aber meine Entscheidung ist gefallen – und sie betrifft mehr als nur einen App-Wechsel. Sie wirft eine größere Frage auf: Wie naiv sind wir geworden, unsere Daten – und damit uns selbst – gegen ein wenig Bequemlichkeit zu tauschen?
Nutzer:innen, hört die Signale!
Verzeiht die Anspielung auf Die Internationale, aber: Stehen wir nicht längst im letzten Gefecht um unsere digitale Identität?
Eine europäische Messenger-Lösung? Wünschenswert – aber noch Mangelware. Meine Wahl: Signal.
Signal ist nicht sexy – es ist souverän. Kein algorithmischer Zirkus. Keine „Innovation“, die eigentlich nur Ablenkung ist. Stattdessen: radikaler Datenschutz, quelloffener Code, gemeinnützige Organisation. Finanziert durch Spenden und ohne Konzerninteressen im Hintergrund. Da kann man ruhig darüber hinwegsehen, dass Signal in den USA sitzt. Und ja, auch Signal kann mittlerweile Storys posten. Datenschutz und moderne Funktionen (sinnvoll oder nicht) schließen sich eben nicht aus.
Für mich als Minimalist ist Signal fast ideal. Reduziert auf das Wesentliche. Keine Status-Infos, die mich aus dem Takt bringen. Keine manipulative UX, die meine Aufmerksamkeit jagt. Nur Kommunikation. Ehrlich, direkt, sicher.
Was bleibt?
Eine Meta-Frage: Wem gehört mein digitales Ich? Wer bestimmt, wem ich vertraue – und warum? Es geht nicht nur um Messenger. Es geht um Haltung. Um digitale Selbstermächtigung. Um die Entscheidung, Teil einer anderen Kultur zu sein – einer, die Transparenz vor Profit stellt. Und Vertrauen nicht durch Algorithmen ersetzt.
Vielleicht ist das idealistisch. Vielleicht ein Tropfen auf den heißen Stein.
Aber manchmal braucht es genau das.
Ich bin dann mal drüben – bei Signal. Und das fühlt sich ziemlich gut an.